Henriette Arendt wurde 1903 in Stuttgart als erste Polizeiassistentin in Deutschland eingestellt. Es war zu dieser Zeit absolut ungewöhnlich, dass eine Frau die Berufstätigkeit wählte; Ehe und Kindererziehung waren Bestimmung jeder Frau. Frauen aus dem wohlhabenden Bürgertum waren allenfalls in der Wohlfahrtspflege tätig. Das Bild zeigt solche Frauen.

„Schwester Henriette Arendt“ wurde aus einem einzigen Grund in die „Männerdomäne Polizei“ aufgenommen: Durch die Präsenz einer Frau sollten Polizisten beim dienstlichen Umgang mit Prostituierten „geschützt“ werden. Beschwerden, „Ärger“ und „eine böse Presse“ erzeugten öffentlichen Druck auf die Dienstvorgesetzten. Die Einstellung einer Frau in die Polizei wurde als Lösung für dieses Problem angesehen. Als diese Frau dann aber eigenständige Gedanken und Verbesserungsvorschläge entwickelte, Vorträge hielt und Bücher und Aufsätze über die Situation der gefährdeten Kinder und Jugendlichen und der sich prostituierenden Frauen schrieb, stieß sie bei den Vorgesetzten auf massiven Widerstand. Henriette Arendt kündigte schließlich, weil sie dem ständigen Widerstand nicht mehr gewachsen war.

ARENDT
In diesen und den darauffolgenden Jahren kamen mehr und mehr Frauen in Deutschland mit sehr unterschiedlichen Regelungen in die verschiedenen Polizeiorganisationen. Während der Besetzung des Rheinlandes durch die Engländer war es der Schutz der Besatzungstruppen vor Geschlechtskrankheiten, der 1923 durch die Bildung einer uniformierten „Frauenwohlfahrtspolizei in Köln“ gewährleistet werden sollte. Mit der Gründung war Josefine Erkens beauftragt. (Bild links ) Ihre Hauptaufgabe bestand darin, das Problem der ansteigenden heimlichen Prostitution in den Griff zu bekommen und somit den gesundheitlichen Schutz der Soldaten zu gewährleisten. Nach Abzug der Engländer 1925 wurde die „Frauenwohlfahrtspolizei in Köln“ wieder aufgelöst.

POLICE
Frauenarbeit in der Polizei war kein Selbstverständnis und/oder Ergebnis des beginnenden Strebens nach Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Frauen waren nur dann in der „Männerdomäne“ willkommen waren, wenn bestimmte Umstände dies zum Wohle der „Männerorganisation“ erforderlich machten. Ihre Arbeit war „der Wesensart der Frau“ angemessen und bestand aus Wohlfahrtspflege sowie Fürsorge gegenüber gefährdeten Kindern und Jugendlichen.



AUSBILDUNG
Viele der „älteren“ WKP-Frauen blieben in den neu eingerichteten Großkommissariaten Sitte/Jugendschutz/ Rauschgift und machten ihre gewohnte Arbeit.. Die jüngeren Beamtinnen nutzten die Vielfältigkeit der Kriminalpolizei. Sie waren in den Kommissariaten zunächst „Exoten“ und mussten erneut um Akzeptanz sowie Anerkennung kämpfen. Auch für die Männer begann eine neue Ära, denn erstmals arbeiteten Frauen neben ihnen und auf einmal waren diese Frauen eine „echte“ Konkurrenz auf der Leiter nach oben. Dennoch blieb der Frauenanteil in Führungspositionen lange Zeit verschwindend klein. Weiblichen Führungskräften war häufig das Großkommissariat Sitte/Jugendschutz/Rauschgift vorbehalten und davon gab es in den größeren Behörden nur eines. Als in den achtziger Jahren die Länder begannen, die Schutzpolizei und den damaligen Bundesgrenzschutz (BGS) für die Frauen zu öffnen, war dies kein Akt der Emanzipation: Demoskopische Untersuchungen Ende der siebzger Jahre prognostizierten in den kommenden Jahren bundesweit einen besorgniserregenden Rückgang der männlichen Bewerber für die Schutzpolizei und den BGS. Die einzelnen Bundesländer entschieden daher, Frauen einzustellen, um diese Lücke zu füllen. In der deutschen Polizei sowie auch in anderen europäischen Polizeiorganisationen sind Frauen heute noch unterrepräsentiert und an der Situation der Frauen hat sich nur wenig geändert. 1989 gründete sich das European Network of Policewomen in den Niederlanden. Durch Kontakte zu Frauen in deutschen Polizeiorganisationen entwickelte sich der Netzwerkgedanke auch in Deutschland. Der erste Zusammenschluß von Netzwerkfrauen erfolgte 1993, die offizielle Eintragung in das Vereinsregister 1995 . Das Ziel von ENP-Deutschland e.V. ist, die Situation von Frauen in den deutschen Polizeiorganisationen zu verbessern. Die Vernetzung soll der gegenseitigen Unterstützung sowie dem Austausch von Kenntnissen und Erfahrungen dienen. Das ENP-Deutschland sieht sich als wachsende Organisation im Sinne einer eigenverantwortlich gestalteten Selbsthilfe.